EVERSWINKEL. Der kleine Paul weiß genau, wie Jäger begrüßt werden. Mit einem forschen „Waidmannsheil“ kam er gemeinsam mit seinem Vater auf den Hof der Familie Thiemann. Er war einer der rund 30 Teilnehmer des Reviergangs, zu dem der Hegering Everswinkel rund 30 Kinder im Grundschulalter eingeladen hatte. Hegeringleiter Josef Thiemann entgegnete ebenfalls mit einem „Waidmannsheil“. „Heißt es nicht Waidmannsdank?“, fragte ein Mädchen. „Nein, das ist ein Dank, den ein Jäger ausspricht, wenn ihm jemand zur erfolgreichen Jagd gratuliert“, erklärte Thiemann ihr.
Bevor die etwa 15 Mitglieder des Hegerings mit jeweils zwei oder drei Kindern in ihre Reviere gingen, stellte Thiemann erst einmal die Tiere vor, die ihnen möglicherweise unterwegs oder beim Warten auf den Hochsitz begegnen könnten. In der rollenden Waldschule gibt es ausgestopfte Exemplare vieler Waldbewohner.
Besonders beeindruckend ist das Wildschwein. „Dem begegnen wir heute nicht“, versicherte Thiemann. „Diese Tiere leben nicht in unseren Revieren, die ziehen höchstens einmal durch.“ Auch Wölfe gehörten nicht dazu.
Wer aber im Revier anzutreffen sei, ist der Fuchs. Der, so erklärte der Hegeringleiter, werde sich aber wohl nicht direkt zeigen, aber der Eingang zu seinem unterirdischen Bau sei gut an einem kreisrunden Loch, so groß wie ein Fußball, zu erkennen.
Ist das Loch nicht rund, sondern eher oval, dann lebte vermutlich ein Dachs in der Höhle, berichtete Thiemann. Wer wem die Höhle wohl weggenommen hat, wollte Thiemann von den kleinen Gästen wissen. Das war für eines der Mädchen einfach zu beantworten: Der „Frechdachs“ wolle dem Fuchs die Höhle wegnehmen. Der schlaue Fuchs suche dann das Weite, weil der Klügere siegt. Genau so sei es, freute sich Thiemann über die pfiffige Antwort.
Doch nicht alle Antworten auf Fragen des Hegeringleiters waren so leicht herzuleiten. Er zeigte ein Mauswiesel und fragte, was das Tier wohl gerne verspeist. „Käse“ vermutete ein Junge, das sage ja schon der Name. Doch es sind Mäuse, auf die es das kleine Tier abgesehen hat. Allerdings hat auch das Mauswiesel Feinde. Das ausgestopfte Exemplar wurde von einer Katze geschnappt worden, wie man an den Zahnspuren sehen konnte, erklärte Thiemann.
Die Kinder lernten auch einiges über die Jägersprache. So erklärte Thiemann, dass beim Hasen als auch beim Kaninchen die Ohren „Löffel“ und der Schwanz „Blume“ heißen. Das mit den Löffeln konnte ein anderes Kind nachvollziehen, das mit der Blume nicht. „Der Schwanz sieht aus wie ein Puschel, aber nicht wie eine Blume“, entgegnete sie überzeugt.
Weiter ging es mit den Geweihen – und nicht Gehörnen, wie Thiemann erklärte – der Rehe. Junge Böcke haben anfänglich nur zwei kleine Spieße, die sie dann weiter zu einem Geweih mit mehreren Enden ausbilden. „Wie nennt ein Jäger diese Tiere?“, fragte er. „Pieksbock“, sagte ein Junge und sagte damit leider falsch. „Spießer“, wäre die richtige Antwort gewesen. Das Jagdhornbläserkorps des Hegerings stimmte immer wieder einmal die Signale für die verschiedenen Tiere an, die zu Ehren des erlegten Wilds bei der Jagd angestimmt werden.
Gesprochen wurde zudem über Enten und Fasane. An den ausgestopften Tieren war zu sehen, wie unscheinbar die weiblichen Tiere sind und wie prächtig die Männchen. Thiemann erklärte, dass diese Vogelmütter allein erziehend seien und ihren Nachwuchs beim Brüten gut getarnt im Laub für Feinde unsichtbar machen müssen. Das auffällig gezeichnete Männchen, das sich weder um Frau noch Kinder kümmere, könne bei Feinden einfach die Flucht ergreifen. Gut, dass sich die Männer aus der Menschenwelt davon nicht allzu viel abschauen, meinte eine Mutter schmunzelnd.
„Wir machen diese Aktion, um den Kindern ein besonderes Naturerlebnis zu ermöglichen…“
– Hegeringleiter Josef Thiemann
Nach dieser Einführung in das Jagdwesen ging es in die Reviere. „Wir machen diese Aktion, um den Kindern ein besonderes Naturerlebnis zu ermöglichen und auch um sie für den rücksichtsvollen Umgang mit der Natur zu sensibilisieren“, betonte Thiemann. Als die Kinder aus den Revieren wieder zurück waren, gesellten sich auch die Eltern dazu und ließen den Abend bei Stockbrot, Grillwürstchen und Getränken und vielen Gesprächen über wilde Tiere ausklingen.
Quelle: Westfälische Nachrichten – Marion Fenner vom Samstag 02.August 2025




















